Chronologie ausgewählter Ereignisse
Als sich im September 1989 die Opposition in einer neuen Tonart zu Wort meldete, bot die DDR das Bild eines Hochdruckkessels, dem man wegen Panikgefahr die Armaturen abgeschraubt und „aus Sicherheitsgründen” die Ventile zugeschweißt hatte. Allerdings saßen wir alle im Kessel und nicht bequem davor. Die Frage war, wie man dem Personal in den Arm fallen konnte. Durch die Risse im Mantel, entstanden infolge ungarischer Erdbeben, pfiff nicht der Dampf, sondern verpfiffen sich, die Gunst der Stunde ungesicherter Ableitungen via Budapest-Wien oder Prag-Dresden- Hof nutzend, viele Kesselbewohner in eine angenehmere Atmosphäre. Das Personal war sich unschlüssig, ob dies den gefährlichen Druck reduzieren oder ihn noch mehr ansteigen lassen würde. Sie konnten sich aber bald davon überzeugen, daß das eigentliche Problem tatsächlich die Dagebliebenen waren, auf die man aber nicht auch noch verzichten konnte. Zuvor, unter Bedingungen minderen Drucks, hatte das geschulte Personal die Widerspenstigsten unter den überzeugten Dableibern in überschaubaren Kavernen isolieren und so den Kessel bequem kontrollieren können. Diese Zeiten näherten sich nun ihrem Ende: Ganz und gar im klassischen leninschen Sinne wollten in der DDR die Untertanen das Alte nicht mehr und die bürokratische Oberschicht war unfähig, in der alten Weise die Verhältnisse zu befestigen. Was hatten die neuen politischen Vereinigungen des Herbstes 1989 daran für einen Anteil?